Hallo,
Die Frage ist, wie einseitig dieses Urteil gerade für Historiker ist.
Auch Bultmann hatte ja bekannlich so gut wie alles aus dem Leben Jesu als unhistorisch angezweifelt bzw. als Mythos bezeichnet außer dem berühmten "Daß des Gekommenseins" in seiner existentialistischen Interpretation.
John Dickson, auf den ich seit 10 Jahren verweise, kommt bekanntlich zu einem ganz anderen Urteil als Historiker:
John Dickson, Jesus – a short Life, Oxford 2008.
Dickson ist ein australischer Geschichtswissenschaftler, der in seinem Buch die normalen Kriterien der Geschichtsforschung angewandt hat, ohne dabei so hyperkritisch zu sein wie die liberale Theologie im 18.-20.Jahrhundert.
Dickson zählt die Quellen auf, die von Jesus berichten. Dazu gehören natürlich die außerbiblischen Quellen, aber auch das Neue Testament, das ja aus vielen Einzelschriften besteht.
Schon in den Briefen des Neuen Testaments gibt es viele Aussagen über Jesus. Und das sind die ältesten Texte über Jesus, die wir haben.
Der Name Jesus (1 Thess 1,1, und öfter)
Jesus ist geboren von einer jüdischen Frau und damit selber Jude (Gal 4,4)
Jesu Mission auf Erden zielte exklusiv auf das jüdische Volk (Röm 15,8)
Jesus hatte verschiedene Brüder (1Kor 9,5), einer davon war Jakobus (Gal 1,19)
Jesus ernannte 12 seiner Nachfolger als seine 12 Jünger bzw. Apostel (1 Kor 15,5), wobei Petrus und Johannes einen besonderen Status hatten (Gal 2,9).
Jesus wurde der „Christus“ bzw. „Messias“ genannt (Röm 9,3-5).
Jesus hatte den Missionaren erlaubt, sich materiell versorgen zu lassen (1Kor 9,14).
Jesus lehrte etwas über die Ehe (1 Kor 7,10), fasste das Gesetz zusammen als Barmherzigkeit (Gal 6,2) und erklärte, dass er wiederkommen werde in Herrlichkeit (1 Thess 4,15).
Jesus hatte ein besonderes letztes Abendessen mit seinen Jüngern, wozu Brot und Wein gehörten (1Kor 11,23-25).
Jesus wurde verraten in der Nacht des letzten Abendessens (1 Kor 11,23).
Jesus wurde hingerichtet durch eine Kreuzigung (Phil 2,8).
Jesus wurde begraben (1 Kor 15,4) und nicht den Naturelementen überlassen, wie es sonst bei Verbrechern üblich war.
Der auferstandenen Jesus ist vielen erschienen, einschließlich Petrus, Jakobus und Paulus selber (1 Kor 15,5-8).
Diese Aussagen über Jesus sind natürlich zunächst nur Behauptungen der Briefeschreiber (Paulus usw.). Aber für die meisten Dinge davon gab es keinen Grund, so etwas zu erfinden. Es sind also schon ernst zu nehmende historische Informationen.
Die Bewertung der Auferstehungszeugnisse hat natürlich besondere Probleme.
Auch die Evangelien liefern weitere historische Informationen über Jesus, die man nicht einfach komplett leugnen kann bzw. sollte, weil es keinen Grund gibt, diese zu erfinden.
Die Ergebnisse von Dickson wiederhole ich da jetzt jedoch nicht.
Natürlich kann man über die Echtheit der Berichte über Wunder und erst recht über die Auferstehung diskutieren. Diese lassen sich nicht beweisen, erst recht nicht jeder einzelne Erzählzug dieser Geschichten.
Man kann aber auch als Historiker zur Kenntnis nehmen, dass damals viele erzählten, Jesus sei ein Heiler von Krankheiten gewesen.
Der Zweifel oder gar die Leugnung der Existenz Jesu von Nazareth ist wissenschaftlich gesehen also sehr fragwürdig ... .
Gruß, Jimmy