Aber die Art und Weise ist ja noch nicht vorbei. Ich selber bin in den letzten Jahren der DDR geboren, habe also z.B. meine Schulzeit komplett im BRD-System verbracht. Zum Studieren ging ich nach Baden-Württemberg, und so ziemlich das erste, was mir ein Kommilitone nach dem üblichen "Wo kommst du her?" sagte, war "Ach, du bist die für die Quote - Frau und Ossi." Und es war durchaus ernst gemeint.
Natürlich ist es hier schön geworden, und natürlich gibt es in Ost und West auch Gegenden, wo man lieber beim Durchfahren die Augen zumacht. Aber darum geht es gar nicht. Neben den offensichtlichen Dingen wie ungleichen Löhnen ist es auch eine Gefühlssache - man vermittelte den Ostdeutschen jahrelang, dass sie sich an den Westen anpassen sollen, weil das offenbar die "richtige" Art ist, deutsch zu sein und zu leben. Ich kann aber nicht rot und grün in einen Topf schmeißen und erwarten, dass es rot wird. Vielleicht kann ich es auch einfach zusammenwerfen und mich freuen, dass die Suppe dann gesprenkelt ist - aber eben trotzdem eine Suppe, in der alle Bestandteile gleichermaßen wichtig und gut sind. Dieses Gefühl haben meiner Erfahrung nach gerade die älteren Ostdeutschen nicht, die man wahlweise belächelt oder schlecht gemacht hat (allein die permanenten Verweise darauf, was man mit dem Soli alles Gutes getan hat...). Und wenn dann noch Ungleichheit dazu kommt, entsteht eben ein ganz ungutes Gemisch. Wenn du dich eh schon als zweitklassig betrachtet fühlst und dann merkst, dass du nach all dem, was nach der Wende schiefging, auch jetzt noch Nachteile hast und sich das zu deinen Lebzeiten niemals ändern wird... Klar, man kann das wieder als ostdeutsches Gejammer abtun. Aber genau das verleiht eben diesen Parteien Aufschwung - wohlgemerkt unter der Leitung von lauter Westdeutschen.