Von "Beziehung" rede ich auch gar nicht.

Meinst Du. Weil Du eben die besondere Qualität der Macht, die weibliche Schönheit auf Männer ausübt, implizite bestreitest. Vermutlich sagt Dir auch die Vorgeschichte nichts, in welcher Paris von den drei Göttinnen aufgefordert wird, die Schönste von ihnen zu wählen (und er da eben Aphrodite erwählt): er kann zwischen Hera, Athene und Aphrodite wählen, hat also die Wahl zwischen unterschiedlichen Werten (welche die Göttinnen ja verkörpern). Und er erwählt Aphrodite, macht damit also klar, dass nicht Familie und Ernteertrag (Hera) oder Rationalität, Ruhm und Kriegsglück (Athene) sein höchstes Ideal seien, sondern Schönheit und sexuelle Erfüllung (Aphrodite). Darin besteht der Kernkonflikt, und jeder, der behauptet, ihm komme es eher auf eine langfristige Partnerschaft an, behauptet damit, er hätte anstelle des Paris Hera den Apfel übergeben.
Mag ja sein. Aber der griechische Mythos geht da vermutlich vom "Durchschnittsmann" aus, bzw. beschreibt dessen natürliche Wahl.
Und da man einen Menschen nie vollständig kennen kann, gibt es dieser Idealvorstellung entsprechend dann auch gar keine Liebe. Man begehrt einen beliebigen Gegenstand (auch einen Menschen) immer nur aufgrund seiner Eigenschaften, nie "um seiner selbst willen". Sonst wäre jeder Gegenstand gleich begehrenswert. Und der "äußere Schein", also die materielle Form des begehrten Gegenstandes, ist dabei - bitte immer den evolutionsbiologischen Zweck erotischer Attraktion im Hinterkopf behalten! - alles andere als unwesentlich.
Ich hab ja nichts dagegen, wenn die Leute sich Gedanken darüber machen, wie man Beziehungen auch dann aufrechterhalten kann, wenn die körperliche Attraktion sich abschwächt oder gar ganz verschwindet - jedes Paar und jeder Single soll auf jeweils eigene Facon glücklich werden. Aber wenn man Probleme konstatiert, dann sollte man, falls man sie lösen möchte, die Tatsachen betrachten und nicht irgendwelche Ideale an ihrer Stelle.
Und damit sind wir dann beim vorliegenden Fall. Die TE hat bei ihrem Ehemann etwas konstatiert, was nicht die Ausnahme, sondern der Regelfall ist. Männer, auch Männer in Beziehungen, gucken Pornos, weil Männer (in ihrer überwiegenden Mehrheit) nun mal die Primärphantasie haben, mit jungen, schönen Frauen Sex zu haben. Da hat sich nämlich seit den Zeiten von Achill und Hector nicht viel verändert (übrigens: Achill und Hector hätten vermutlich beide nicht die Aphrodite gewählt, sondern, so meine Vermutung, ersterer hätte sich für Athene, letzterer für Hera entschieden, zumindest wenn man die Figuren im Film betrachtet): nur Helden priorisieren etwas anderes als die übliche Hauptphantasie.
Nun wird aber - den üblichen Konventionen gemäß - so getan, als sei es "normal" oder doch auf dem innerehelichen Diskurswege verhandelbar, dass ein Ehemann sich nicht für andere Frauen interessiert und z.B. auf Pornokonsum verzichtet. Aus Liebe.
Er möge sich also "aus Liebe" grundlegend ändern. Das wird er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht tun, wenn er nicht gerade ein Hector oder Achill ist.
Das eigentliche Problem bei der Angelegenheit sieht so aus: Der Mann belügt seine Ehefrau nicht, so, wie es gemäß den (bigotten) Konventionen von ihm erwartet wird. Lavoisine konzentriert sich demgemäß auch nicht auf das ihm Vorgeworfene (das Pornogucken), sondern auf seine Reaktion auf die Vorhaltungen seiner Frau. Wie er da ihre "Verletztheit" zu ignorieren scheint, sich also als wenig sensibel für die Nöte seiner Frau "outet".
Nun gut - jeder ist so sensibel, wie er/sie's vermag. Dazu fällt mir immer nur der Spruch "ultra posse nemo obligatur" ein. Der Ehemann könnte sich ein bisserl mehr anstrengen, den Erwartungen, die aufgrund des herrschenden Eheideals an ihn gestellt werden, zu entsprechen. Also fortan nur noch heimlich Pornos gucken und danach immer schön alles wegwischen - d.h. aus Rücksicht auf das Selbstwertgefühl der Partnerin ihr diesen Teil seiner Persönlichkeit verheimlichen. (Ach warte mal - bestand nicht Liebe darin, die geliebte Person ob all ihrer Eigenschaften zu begehren?

Und wenn er dazu sich nicht in der Lage sieht, bzw. nicht willens ist - dann kann sich die TE eben einen suchen, der diese Eigenschaft mit in die Beziehung bringt.
Wenn's sexuell in einer Partnerschaft mau läuft und man etwas an diesem Beziehungsaspekt ändern möchte, finde ich den Ratschlag generell nicht so schlecht. Man kann freilich hinter allem "tiefergehende" Probleme vermuten, man kann aber auch mal zur Kenntnis nehmen, dass prickelnde Erotik eine Sache ist, die durch Reize getriggert werden kann. Und wenn's im Bett gut läuft, da dürften sich wohl die meisten Paarberater einig sein, dann ist das Beziehungsglas eher halb voll denn halb leer.

Guter Sex ist etwas anderes als "schöner Schein". Sondern das Versprechen auf guten Sex dürfte bei einer großen, wenn nicht sogar der überwiegenden Zahl von Männern, die eine Paarbeziehung eingehen, das Hauptmotiv sein. Und wenn sie tausendmal - den geltenden Konventionen gemäß - behaupten, sie liebten ihre Partnerin vor allem wegen ihres Humors, ihrer Fähigkeiten, die Familienfinanzen zu organisieren und ihrer Hingabe an die gemeinsamen Kinder.
Man vertue sich da nicht: wenn das Hauptmotiv für eine Beziehung wegfällt, dann ist das kein Kinkerlitzchen.