Die Bibel wurde von Menschen einer anderen Zeit und eines anderen Kulturkreises geschrieben - die selbstverständlich auch andere Moralvorstellungen hatten als Menschen der westlichen Welt im 21. Jahrhundert. Ich bin weder bestrebt meine Vorstellungen an die "biblischen" (die, was beispielsweise Schwagerehe oder Polygamie angeht, gar nicht so einheitlich sind) anzugleichen noch messe ich die Handlungsweise der in den biblischen Erzählungen agierenden Personen an meinen Maßstäben.
Tatasächlich gab und gibt es - wenn auch nicht hier in Europa - Christen, die sich berechtigt oder gar "beauftragt" fühlen, Bomben in Abtreibungskliniken zu schmeißen oder Ärzte, die Abtreibungen durchführen, umzubringen.
Sie würden also nicht so gehorchen wie Abraham, dem sein Seelenheil offenbar wichtiger war als das Leben seines Sohnes.
Den Vorwurf mich "über Gottes Wort" zu stellen, bekomme ich hier öfter gemacht. Von den besonders "bibeltreuen" Christen sowieso, aber witzigerweise mitunter auch von ausgewiesenen Atheisten.
Dazu kann ich nur sagen, dass meine oberste Instanz kein noch so "heiliges" Buch ist, sondern mein Gewissen. Und das sagt mir, dass nichts und niemand, auch nicht die (vermeintliche) "Stimme Gottes" das Recht hat, die Tötung eines unschuldigen Kindes zu verlangen.
Wie kann das sein? Vor allem: Wie kriegen Christen das glaubenstechnisch auf die Reihe?
Das liegt erstens daran, dass Menschen Wesen mit einem freien Willen sind - und zweitens daran, dass nicht nur nette Menschen, sondern auch richtig widerwärtige Typen diesen freine Willen haben.