Bei solchen Momenten der Verzweiflung handelt es sich um sehr seltene Minuten je Quartal. Man muss also vorbereitet sein. Ich kann dann schon mal drei Sätze am Stück sagen. Wenn sie auch nur den Hauch einer Ahnung hat, dass es um ihr Verhalten geht, schlägt sie mit aller Kraft zurück. Sie äfft nach, wird laut, antwortet nicht mehr, meistens ist es ein langer, anklagender Redeschwall. Aber wenn wir lang und breit über meine Fehler gesprochen haben, ist sie trotzdem nicht bereit, sich auch nur als Übung auf eine andere Sichtweise der Gruppenprozesse einzulassen. Deshalb lasse ich die langen Gespräche nicht mehr zu und möchte nur noch kurz etwas Gutes mitgeben.
Das klingt jetzt, als ob sie gar nicht mehr zu einem sachlichen Gespräch fähig wäre. Dabei fällt das im Alltag gar nicht auf. Sie ist sehr gut in der Lage, lange, qualitativ hochwertige Vorträge zu halten. Wenn sie Mitarbeiter findet, die ihr schnell und spontan kleine Aufgaben zuarbeiten, klappt auch das Miteinander. Sie findet auch immer wieder Menschen, gerade andere Leiter, mit denen sie lange über ihre Probleme (also ihre Mitarbeiter) spricht. Solange man ihr glaubt und zuhört, ist alles gut.
Da unsere Verantwortungsbereiche gut abgegrenzt sind, ist eigentlich alles recht gut händelbar, bis auf die Situationen, etwa einmal monatlich, wo sie sich über die Grenzen hinwegsetzt. Aber ganz viel Zeit läuft eben richtig gut.
Eigentlich gibt es keinen Grund, warum sie alle Leute, die Verantwortung neben ihr tragen wollen, angreift. Einzig logische Erklärung ist ihr eigener Machverlust durch die Krankheit, den sie auf die Gruppe überträgt. Tja, da bin ich wieder bei der Krankheit.